Hi Leute,
ich hab euch hier mal die erste elektrische Straßenbahn Frankfurts gezeichnet😊
Sie wurde im Jahr 1884 in Betrieb genommen und führte zunächst von Sachsenhausen nach Oberrad. Kurze Zeit später sogar bis nach Offenbach. Sie war die erste kommerziell betriebene elektrische Straßenbahn Deutschlands. Und sie umfasste eine Streckenlänge von 6,7 Kilometern.
Dieser Prototyp hatte natürlich noch so seine Stolperfallen. Die Stromleitungen waren mit sogenannten Kontaktschiffchen versehen, die gerne mal aus ihren Verankerungen sprangen und dann der Bahn einen Zwischenstopp aufnötigten, denn die Schiffchen mussten per Hand wieder eingesetzt werden. Daher führte jeder Triebwagen eine Leiter mit sich.
Und zwischen 11 und 12 Uhr mittags verlangte die Bahn nach einer halbstündigen Pause. Da ließ sie sich dann mit Wagenfett massieren😊
Und ich habe gehört, dass das Mitfahren auf einer der Holzbänke, die jeweils an der Längsseite angebracht waren, den eigenen Körper auch gut durchgerüttelt haben soll (also eine Art Massage inklusive😄)
Manch einer ist dann wohl lieber doch wieder auf die altbewährte Pferdebahn aufgesprungen.
In meinem historischen Roman "Die verbotene Seite" setzt Marie sich dieser im Volksmund gerne "Knochenmühle" genannten Bahn aus, um von der "Alten Brücke" in Sachsenhausen bis zum Mathildenplatz in Offenbach zu gelangen.
Hier ein kleiner Ausschnitt aus ihren Erlebnissen diesbezüglich:
Als
sie die rote Statue von Karl dem Großen aus Mainsandstein passierte, begann sie
zu winken, nicht zu Karl, sondern der Elektrischen. Sie hatte das Gefühl, dass
sich die Trambahn bereits in Gang setzte.
»Halt!«,
rief sie und rannte noch schneller. Sie durften nicht ohne sie abfahren! Soeben
sah sie das erste Ruckeln der Elektrischen. »Halt! Bitte warten Sie!«
Sie
hatte Glück. Im letzten Moment ließ der Schaffner sie noch einsteigen. Sie
erklomm die eiserne Stufe und war mit dem nächsten Schritt auf der überdachten
Plattform. Der Schaffner schloss das schmiedeeiserne Gitter hinter ihr.
»Na,
junge Dame«, sagte er und schob seine Dienstmütze zurecht. »Noch Glück gehabt,
was? Gerade noch die letzte Bahn vor der Pause erwischt, was?«
»Was
denn für eine Pause?«, fragte Marie.
»Na,
die Wagen müssen doch mittags nochmals geschmiert werden, sonst rollen sie doch
nicht ordentlich.«
»Aha.«
Marie nickte.
»Das
nächste Mal ruhig etwas früher da sein, wenn's geht.«
»Ja«,
sagte Marie, »verzeihen Sie vielmals und danke schön, dass Sie auf mich
gewartet haben.«
»Is'
schon gut«, murmelte der Trambahnschaffner in seinen weißen Bart hinein. »Bis
zum Mathildenplatz oder nur Teilstrecke?«
»Bis
zum Mathildenplatz, bitte.«
»Das
macht zwanzig Pfennig.«
Während
Marie in ihrer Handtasche kramte, öffnete er schon mal die um seine Uniform
geschnallte lederne Tasche und zog ein Ticket hervor.
Schließlich
öffnete Marie die Tür zum Innenraum des Wagens und setzte sich zu den anderen
Fahrgästen auf die rechte der längsseits angebrachten Holzbänke. Marie war
froh, dass nur wenige Personen zugegen waren. Und noch mehr freute sie sich,
als sie endlich am Mathildenplatz in Offenbach die ›Knochenmühle‹ wieder
verlassen konnte. Sie trug ihren Namen zurecht. Marie fasste sich an die
Wirbelsäule.
Aus: "Die verbotene Seite" von Jamie Craft
Derzeit gibt es den mit zahlreichen Wendungen versehenen historischen Roman als eBook zum Vorteilspreis von nur 99 Cent. Und da er im Prime-Programm von Amazon aufgenommen wurde, lesen ihn Prime-Mitglieder derzeit sogar kostenlos.
Habt noch eine schöne Lese-Woche (das Wetter lädt je zurzeit zu einem gemütlichen Sofa-Lese-Nachmittag ein).
Herzliche Grüße
Jamie
Info-Quelle zur Straßenbahn auf
Wikipedia